Die Anfrage an mich war eigentlich nur, ob es sich von der CO2-Einsparung her lohnt, vorhandene Isolierglasfenster mit einem Wärmedurchlassfaktor von Uw=1,7 durch welche mit einem Faktor von Uw=1,0 W/m2K zu ersetzen. Eine Anfrage im Internet mit diesem Sachverhalt gab keine schnelle und zufriedenstellende Antwort. Also hinein in die Recherche, aus den Suchergebnissen hatte ich zumindest mal Anhaltspunkte, wo ich überall Informationen her klauben konnte. Wissenschaftliche Abhandlungen mit viel Formeln, Herstellerseiten mit Informationen zu Produkteigenschaften. Da es bei Wärmedurchlass ja primär um Energie geht, standen auch Energielieferanten für Biogas, Ökogas auf der Matte der Recherche-Ergebnisse.. Von überall her fand ich Informationen, die ich in meine Berechnungen einbauen konnte. Und, ich bin ein neugieriger Mensch, wenn ich Witterung aufgenommen habe, dann kann ich nicht anders, ich muss Spuren weiterverfolgen. Die ursprüngliche Frage, die einer Antwort harrte, rückte etwas aus dem Fokus. Was ist Biogas, was ist Ökogas, im Verhältnis zum Erdgas, zu Hause über den Gaszähler fließt das ja nicht aus zwei getrennten Zuleitungen, sondern da kommt einfach Gas raus. zusammengemischt aus vielen Quellen?
Als Mathematiker könnte ich sagen, die einfachste Lösung wäre, einen Anbieter wählen, der 100% Biogas liefern kann, dann ist es egal, wie der Uw-Wert ist, die CO2-Bilanz ist immer Null, also klimaneutral. Aber reales Leben braucht zwar Mathematik, aber ist weitaus mehr. Also weiter. Biogas besteht aus nachwachsenden Abfällen und Rohstoffen, aber sie sind trotzdem nicht unbegrenzt. Ebenso ist unser Portemonnaie nicht unbegrenzt dick, Energie muss schließlich bezahlt werden.
Es gibt also keine einfache Antwort auf alle Fragen, die Null ist es nicht und auch nicht die "42". Also an die Arbeit.
Was ist jetzt der Unterschied von Biogas und Ökogas? Hier jetzt einige Antworten dazu, zunächst zum Gas und dann zur auslösenden Frage zum Fenstertausch:
Damit man praktische Anhaltspunkte zu Möglichkeiten der Gasauswahl hat, habe ich das mit Preisen und Anbietern unterlegt. Es ist in diesem Rahmen nur eine ganz kleine Auswahl mit charakteristischen Merkmalen, es gibt natürlich mehr Anbieter.
Biogas: Aus Biomasse gewonnenes Gas. Bei Biogas können die lokalen Produktionsorte benannt werden und liegen so, dass das Gas in Erdgasqualität aufbereitet in das europäische Gasnetzwerk eingespeist werden und damit überall dort, wo ein Gasanschluss vorhanden ist, verbraucht werden kann. Es ersetzt somit fossiles Gas. Die CO2-Neutralität resultiert daraus, dass verbrauchte CO2 bei der Entstehung dieser Biomasse entstanden ist. Da dies alles nachhaltig in der gerade verbrauchten Biomasse geschieht, ist die Neutralität sichergestellt :
Die Herstellung von Biogas durch Vergärung von Biomasse in Biogasanlagen ist ein Fermentationsprozess. Mit Hilfe von Bakterien wird in einem anaeroben Gärungsprozess ein Gasgemisch mit den Hauptkomponenten Methan (CH4) und Kohlenstoffdioxid (CO2) sowie Spuren von Stickstoff (N2), Sauerstoff (O2), Schwefelwasserstoff (H2S), Wasserstoff (H2) und Ammoniak (NH3) produziert. Zumeist wird über eine Biogasaufbereitung gereinigt und getrocknet. Für das Biogas ist der bei der Gärung entstehende Anteil von Methan wichtig, da seine Verbrennung die meiste Energie freisetzt.
Ökogas ist kein eigenständiges Gas. Es kann Erdgas sein, auch zu 100% oder Beimischungen von Biogas enthalten. Es wird angegeben, wie hoch der prozentuale Anteil neutralisiertes CO2 ist. Das kann durch Beimischen der dazu erforderlichen Menge Biogas erreicht werden oder aber auch durch das Bezahlen von Zertifikaten, mit denen Projekte gefördert werden, die die Menge CO2, die durch den Verbrauch freigesetzt an anderer Stelle wieder gebunden wird, zum Beispiel durch das Aufforsten von Wäldern. Da in diesem Fall der CO2-Anteil im Erdgas aus fossilen Lagern freigesetzt wird, wird die Atmosphäre mit CO2 belastet. Die CO2-Neutralität wird in diesem Fall dadurch erreicht, dass dieses CO2 durch klimaschützende Maßnahmen an anderer Stelle kompensiert wird. Hier ist man darauf angewiesen, dass diese Maßnahmen auch wirklich effizient durchgesetzt werden.
Beispiele von Anbietern und Tarifen:
Gasverbrauch m3 x Zustandszahl x Brennwert = kWh
Beispiel 511 m3 x 10,8806 = 5.560 kWh
Kosten 2021 seit 2021 mit CO2-Abgabe
Stadtwerke Karlsruhe Tarif Naturgas (Ökogas) = 555,32 EUR
Reines Erdgas = 510,29 EUR
EWS 100% Erdgas = 477,42 EUR
EWS 10% Ökogas = 501,33 EUR
EWS 100% Biogas = 710,94 EUR
Polarstern-Energie 100% Biogas = 636 EUR
Polarstern produziert Biogas über Partner an verschiedenen Standorten in Europa. Es verkauft deshalb nur "wirklich" 100% Biogas
EWS Schönau bezieht das Biogas von der Papierfabrik Palm. Dort entsteht es, wenn aus Altpapier Rohpapier für die Weiterverarbeitung zu Wellpappen und Kartonagen hergestellt wird. Bei der Papieraufbereitung lösen sich aus dem Altpapier Weizenstärke und organische Säuren und reichern sich im Prozesswasser an. Aus diesen biogenen Bestandteilen des Abwassers erzeugen Bakterienstämme in Biogasreaktoren Rohbiogas. Im Anschluss wird das Rohbiogas auf Erdgasqualität aufbereitet und ins Gasnetz eingespeist.
Polarstern-Energie München bezieht sein Biogas von Partnern, die in großen Biogasanlagen aus Bioabfällen Biogas in Erdgasqualität herstellen und in das europäische Erdgasnetz einspeisen. Diese Fabriken stehen in Europa, zum Beispiel in Ungarn oder England. Die Prozesse werden vom TÜV Nord überwacht.
Stadtwerke Karlsruhe kompensieren beim Ökogas den CO2-Verbrauch durch Zahlungen für Zertifikate für die Förderung von Projekten, mit denen das freigesetzte CO2 an anderer Stelle gebunden wird, zum Beispiel durch das Aufforsten von Wäldern.
Und jetzt zur ursprünglichen Frage Isolierglas wechseln?
- wieviel CO2 bei der Herstellung einer Isolierglasscheibe mit dem U-Wert 1,0 pro m2 freigesetzt wird und
- wieviel CO2 man pro m2 pro Jahr spart, wenn man eine Scheibe mit einem U-Wert von 1,7 gegen eine Scheibe mit einem U-Wert von 1,0 tauscht bei einer Wärmeerzeugung mit einer Gas-Brennwert-Therme?
Berechnung laut folgender Seite: Energieeinsparung durch neue Fenster berechnen | WERU GmbH
Laut Umweltbundesamt verursacht ein Erdgaskessel pro Kilowattstunde 0,247 kg CO2.
Das ergibt pro m2 Fenster eine CO2-Ersparnis von 84 * 0,247 kg CO2 = 20,748 kg CO2 pro m2 Fenster
Ganz grobe Berechnung zum Energieeinsatz von Glasfenstern, siehe dazu auch unten die Anmerkungen und Links.
Hier ist im wesentlichen die reine Glasherstellung ganz grob berücksichtigt.
Ein ganz grober Statistischer Wert nur für die Herstellung aus dieser Beschreibung liegt bei 2052 kWh/t
Das sind 2,052 kWh/kg
Beispiel eine Scheibe von 1 m2 und einer Dicke von 1 cm = 0,01 m wiegt 1 x 1 x 0,01 x 2.490 kg = 24,9 kg
Rechner siehe Glas-Gewicht hier einfach berechnen (glasprofi24.de)
49,8 kg x 2,052 kWh/kg = 102,19 kWh x 0,247 kg CO2 = 25,24 kg CO2-Verbrauch pro m2
Glasscheiben zur Wärmedämmung im Überblick
Glas
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Energieverlust in W/m2-K-Wert
|
Einfachglas
|
Uw 5,2
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Isolierglas
|
Uw 2,7
|
Wärmeschutzglas
|
Uw 1,2
|
Hochwärmeschutzglas
|
Uw 0,8
|
Wenn man also die Kilowattstunden mit den 0,247 kg CO2 mutlipliziert erhält man das CO2-Äquivalent. Wieviel schädliches CO2 das ist, hängt natürlich von der Herkunft des Gases ab. Regeneratives Gas hat dann natürlich weniger schädlichen Ausstoß.
Wenn man den Verbrauch in m3 Gas hat, ist der Umrechungsfaktor 2 kg CO2 pro m3.
Sodann habe ich mir ganz grob zusammengestellt, wie man überschlägig den Energieeinsatz berechnen kann. Wobei Transport, Wassereinsatz, andere Schadstoffe wie zB. NOx berücksichtigt wurden.
Ein ganz grober Statistischer Wert nur für die Herstellung aus dieser Beschreibung liegt bei 2052 kWh/t
Beispiel eine Scheibe von 1 m2 und einer Dicke von 1 cm = 0,01 m wiegt 1 x 1 x 0,01 x 2.490 kg = 24,9 kg
Rechner siehe Glas-Gewicht hier einfach berechnen (glasprofi24.de)